Land und Leute


Geschichte

Die Geschichte des Fürstentums Liechtenstein beginnt 1719, als Kaiser Karl VI. die zwei Herrschaftsteile, die Reichsherrschaft Schellenberg und die Grafschaft Vaduz, zum Reichsfürstentum erhob. Die Fürsten von Liechtenstein hatten schon im Jahre 1699 Schellenberg und 1712 Vaduz gekauft, die dann zusammen das Fürstentum Liechtenstein bildeten.

Kleinstaat im Herzen Europas

Das kleine Liechtenstein zwischen der Schweiz und Österreich ist trotz der geringen Landesfläche ein souveräner Staat, der zahlreiche Verträge mit den Nachbarstaaten über Wirtschaft, Bildung, Verkehr und Kultur abgeschlossen hat. Auch international ist Liechtenstein gut vernetzt durch die aktive Mitgliedschaft in der Organisation der Vereinten Nationen (UNO), im Europarat, in der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA), im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und in der Welthandelsorganisation (WTO).

Liechtenstein verfügt über einen hoch entwickelten Industriesektor, dessen Produkte weltweit exportiert werden. Der Finanzplatz hat sich vom Bankenplatz zum internationalen Finanzdienstleistungszentrum ausgeweitet, das in Kompetenz, Sicherheit und Sorgfalt höchsten Standard aufweist.

Staatsform und Staatsgewalt

Liechtenstein ist eine konstitutionelle Erbmonarchie auf demokratischer und parlamentarischer Grundlage. Erbmonarchie bedeutet, dass in der Regel der älteste Sohn des regierenden Staatsoberhauptes bei dessen Tod der Nachfolger wird. Der Begriff ‚konstitutionell‘ weist darauf hin, dass der Fürst bei der Ausübung seiner Hoheitsrechte an die Bestimmungen der Verfassung gebunden ist. 

Die Staatsgewalt ist laut Verfassung im Fürsten und im Volk verankert. Dem Volk steht das Recht zu, durch Wahlen und Abstimmungen Einfluss auf die Staatsführung auszuüben. Über das Initiativrecht kann das Volk Verfassungsänderungen oder Gesetze verlangen, mit dem Referendumsrecht können Volksabstimmungen über die Beschlüsse des Parlaments verlangt werden. 

Fürstenhaus

Fürst Hans-Adam II. ist der 13. Fürst des Hauses Liechtenstein, der nach dem Tod seines Vaters Fürst Franz Josef II. im Jahre 1989 Staatsoberhaupt wurde. Seit 2004 führt jedoch Erbprinz Alois als sein Stellvertreter die Regierungsgeschäfte, der Fürst blieb aber Fürst.
 
Gewaltenteilung 

Das liechtensteinische Parlament (Landtag) besteht aus 25 Abgeordneten, die vom Volk für eine Mandatsdauer von vier Jahren gewählt werden. Die Regierung besteht aus dem Regierungschef und vier Regierungsräten, aus deren Kreis der Regierungschef-Stellvertreter bestimmt wird. Die Regierung, deren Amtszeit ebenfalls vier Jahre dauert, arbeitet nach dem Kollegialitätsprinzip.

 
Die Rechtspflege erfolgt durch die Gerichte. Das Fürstliche Landgericht urteilt in erster Instanz über Zivil- und Strafsachen, die zweite Instanz ist das Fürstliche Obergericht, die dritte Instanz der Fürstliche Oberste Gerichtshof. Daneben ist der Verwaltungsgerichtshof für Verwaltungssachen zuständig, während der Staatsgerichtshof in erster Linie die Funktion als oberstes Verfassungsgericht ausübt.

Staatsaufbau
 
Aufgrund der Kleinheit des Landes fehlt der klassische föderalistische Staatsaufbau mit Bundesländern oder Kantonen. Liechtenstein hat aber zwei Wahlkreise: Das Oberland entspricht der früheren Grafschaft Vaduz, das Unterland der historischen Herrschaft Schellenberg.

Zum Staatsaufbau gehören ausserdem die elf Gemeinden des Landes, die über eigene politische Behörden und eine eigene Verwaltung verfügen. Politisch werden die Gemeinden von einem Vorsteher und einem Gemeinderat geführt, der je nach Grösse der Gemeinde sechs bis zwölf Mitglieder hat. Auch auf Gemeindeebene haben die Bürger das Recht der Initiative und des Referendums.

Wirtschaft

Liechtensteins Wirtschaft weist eine sehr breit gestreute Struktur auf. Nicht nur der international ausgerichtete Finanzplatz ist für die Volkswirtschaft von Bedeutung, auch der Industriesektor kann sich auf den Weltmärkten behaupten. Das Gewerbe ist vor allem auf den Heimmarkt und die angrenzende Region der Schweiz ausgerichtet.

Liechtensteins wirtschaftlicher Aufstieg nach dem Zweiten Weltkrieg wird oft als ‚kleines Wirtschaftswunder‘ bezeichnet. Dazu hat die konsequente Ausnützung der guten Standortbedingungen beigetragen, zu denen die stabile Rechtsordnung, die liberale Wirtschaftspolitik und die günstigen steuerlichen Bedingungen gehören. Von besonderer Bedeutung ist die Zugehörigkeit zum schweizerischen Wirtschaftsraum mit der Übernahme des Schweizer Frankens als Währung.

Freizeit und Ferien

Trotz seiner Kleinheit weist Liechtenstein eine abwechslungsreiche Landschaft auf, die von der Rheintal-Ebene über Hügelgebiete bis zu felsigen Bergspitzen reicht. Nur wenig abseits von Industrie und Verkehr bietet sich bereits die Natur zum Verweilen an, zur Erholung und zum Sport. Jeder der drei Landschaftstypen - das Rheintal, die rheintalseitigen Abhänge und das Alpengebiet - besitzt seine Eigenheiten, was die Tier- und Pflanzenvielfalt betrifft.

Die abseits der Verkehrslinien noch weitgehend intakte Landschaft im Talraum und die teilweise unberührte Natur im Alpengebiet machen Liechtenstein als Ausflugsziel und Feriendestination attraktiv. Das Angebot an Freizeit- und Sportaktivitäten ist rund um das Jahr gut ausgebaut, sodass für alle Bedürfnisse etwas vorhanden ist.

Kulturszene

Die Palette des kulturellen Angebots ist trotz der Kleinheit des Landes reichhaltig. Die kulturelle Vielfalt reicht von der Musik über Theater und Literatur bis zur Kunst und zum Brauchtum. Einen bedeutenden Beitrag an das Kulturgeschehen leisten die zahlreichen Vereine in den Dörfern, die von Land und Gemeinden gefördert werden. Mit dem Kunstmuseum im Zentrum von Vaduz hat Liechtenstein einen weltoffenen Kulturmagneten geschaffen, der das kulturelle Leben im Inland befruchtet und auch als Anziehungspunkt der internationalen Kunstszene wirkt.

Tradition und Brauchtum

Liechtenstein bietet den Geschichtsinteressierten verschiedene Museen, wie das Liechtensteinische Landesmuseum, das Walser Heimatmuseum, das Postmuseum. Das Landesmuseum, das den Charakter eines Nationalmuseums hat, befindet sich nicht in einem modernen Gebäude, sondern in der früheren ‚Fürstlichen Taverne‘, die mit dem Landesverweserhaus zu einem Museumsbau verbunden wurde. Die Ausstellungsgegenstände zeigen die Entwicklung Liechtensteins, von der Urzeit über die Kultur- und Religionsgeschichte bis zur Wirtschaftsentwicklung.

Auf der Sonnenterrasse Triesenberg, einer Walsersiedlung, können die Einwanderungsgeschichte der Walser und das Leben der Bergbauern im Walser Heimatmuseum nachverfolgt werden.
 
Liechtensteins Briefmarken, die seit dem Jahr 1912 erscheinen, präsentiert das Postmuseum in Vaduz. Inmitten der Ausstellung aller bisher herausgegebenen Liechtensteiner-Briefmarken wird auch die Kunst der Briefmarken-Herstellung in Wort und Bild anschaulich dargestellt.
 
In enger Verbindung mit den Museen steht in Liechtenstein das Brauchtum. Trotz der Weltoffenheit und der internationalen Vernetzung Liechtensteins nimmt die Pflege des Brauchtums einen hohen Stellenwert ein - wie ein Spannungsbogen zwischen Tradition und Moderne.
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